LinkedIn das stumme Netzwerk?

Was denkst Du über LinkedIn? 

Ich gebe zu, ich bin auch auf LinkedIn unterwegs. LinkedIn soll ja neben Xing schliesslich DAS Business-Netzwerk schlechthin sein. Berufliche Kontakte knüpfen, das Geschäft vorantreiben, nette Unterhaltungen und Inputs von anderen Unternehmern, neue potentielle Geschäftspartner kennenlernen und neue Chancen für die unternehmerische Weiterentwicklung. Genau deshalb habe ich mich bei LinkedIn auch angemeldet. 


Bild von Gerd Altmann auf Pixabay 

Ist LinkedIn ein Must-Have für's Business?

Was bringt LinkedIn? Ist es tatsächlich DAS Business-Netzwerk unter den Must-Haves für Unternehmer? Diese Fragen habe ich mir in letzter Zeit häufig gestellt. Es ist komplex. Ich vernetze mich vorzugsweise nur mit relevanten Kontakten. Aus der gleichen Branche, oder aus Branchen die ich kenne. Hie und da, wenn ich eine Person sehe, denke ich mir, dass da tatsächlich eine Win-Win-Situation entstehen könnte. Könnte. Ich sende eine freundliche Begrüssung. Manchmal erzähle ich kurz was ich mache. Halt so, wie ich es in einem Rategeber von einem bekannten LinkedIn-Influencer gelesen habe. Mein Gegenüber am anderen LinkedIn-Ende liest meine Nachricht. Totenstille. Okay, man hat ja auch nicht immer gleich die Zeit zu antworten, - ich verstehe und kenne das. Zwei Wochen später immer noch Totenstille. Kein Hallo. Kein Danke für die Nachricht. Kein Nichts. Nicht mal einen Smalltalk? Okay? 

Wohlgemerkt, ich verbinde mich nicht mit der Lehrerin aus der Klasse 3a von Hinterpfupfigen, mit welcher ich wohl kaum eine Gemeinsamkeit im beruflichen Sinne finde. Da würde ich dieses Schweigen ja noch verstehen. Sondern mit Menschen, wo ich, oder sie mir tatsächlich, - wenn nicht heute, dann morgen, einen Mehrwert bieten könnten. 

Hier ein Beispiel: Ich sehe in letzter Zeit oft Werbung auf Social Media von einem deutschen Unternehmen, welches im Bereich Nagelprodukte tätig ist. Es ist völlig offensichtlich, dass es sich um eine auf die Schweiz abgestimmte Kampagne handelt. Warum? Weil die Werbung in Schweizerdeutsch verfasst ist. Der Clou dabei ist, dass das Schweizerdeutsch nicht authentisch ist und die Werbebeiträge voller Rechtschreibefehler sind. Ja! Auch in der Schweiz ist Rechtschreibung wichtig. Und die Regeln für Nomen, Verben und Co. gelten auch in meiner Mundartsprache! Natürlich habe ich mich mit dem CEO von dieser Brand vernetzt. Diese Person braucht doch den Input! Konstruktive Kritik! Aber auch wenn ich eine direkte Person bin und es mich immer noch in den Fingern brennt; ich bin tatsächlich nicht mit der Tür ins Haus gefallen. Auch diesen CEO habe ich freundlich begrüsst und kurz erläutert was ich tue. Fortsetzung folgt. Nicht. Denn wenn kein Smalltalk zustande kommt, kann ich auch keinen brauchbaren Input weitergeben. Auch wenn es in diesem Fall, - sind wir ehrlich zwingend nötig wäre. Keine Ahnung also, wie oft mein innerer Monk noch die Krise schieben muss. So hoffe ich insgeheim, dass ich diese Werbebeiträge zukünftig verpasse und mein innerer Monk völlig "wuuusah" bleiben kann. Ich mag keine Rechtschreibefehler. Schon gar nicht in einer Werbekampagne! Auch nicht in einer E-Mail, einem Zeitungsartikel, oder was auch immer. (Mein Mann sagt immer ich bin ein Tüpflischisser, also lassen wir das mal.) 

Und jetzt aber einmal Hand aufs Herz: Als Unternehmer/in, oder allgemein im Business ist Kommunikation und ein Netzwerk doch das Wichtigste? Gerade zum Beispiel in der PR-Branche ist Kommunikation das MUST-DO!? Oder habe ich in all meinen Ausbildungen diesen Grundsatz völlig falsch verstanden? Ganz ehrlich, das irritiert mich. Wie können Menschen, z.B. in einer Branche, - in welcher Kommunikation praktisch das A&O, bzw. der Beruf an und für sich ist, oder auch Unternehmensinhaber, so unkommunikativ sein? Wie kann es sein, dass von 20 Personen gerade mal 2 eine nettes Hallo zustande bringen? 

LinkedIn das stumme Netzwerk

Wie Du Dir denken kannst; hinterlässt LinkedIn bei mir also überwiegend folgendes Bild: Das stumme Netzwerk ohne wirklichen Austausch. Und wer nicht verstummt ist, teilt immerhin in Beiträgen (manchmal etwas sehr übertrieben) seine Erfolge, seine Ziele und seine Werbung mit seinem Netzwerk. Für Schulterklopfer. Zum Polarisieren. Was auch immer. Oder versendet unfreundliche, arrogante Nachrichten auf eine Begrüssung und blockiert einen umgehend. Ja, auch das ist mir passiert. Dass es diese Spezies gibt, wusste ich bis dahin nicht einmal. Ich bin ja selten sprachlos und ein gutes Mundwerk wurde mir in die Wiege gelegt, aber nachdem ich damals diese freche Nachricht gelesen hatte, befand sich meine Kinnlade tatsächlich länger als nur ein paar Sekunden unten. Nebenbei angefügt, das war nicht etwa Susi vom Backoffice, die ihre Tage und somit einen schlechten Tag hatte, so, dass man mal ein Auge zudrücken könnte. Nein. Schlimmer. Diese Person leitet tatsächlich eine Marketingabteilung bei einem in der Schweiz bekannten Anbieter für Käseboxen. Du kannst Dir also vorstellen, dass ich persönlich dort also nie und nimmer eine dieser Käseboxen bestellen werde. Geschweige denn, dieses Unternehmen noch einmal empfehlen würde. Da würde ich mir lieber die Hand abhacken und die Lippen mit Sekundenkleber zukleben. Nein, ganz ehrlich; aus unternehmerischer Sicht ist das doch ein No-Go, denn als Angestellte/r repräsentiert man auch seinen Arbeitgeber. Aber bevor ich mich noch in Rage schreibe; lassen wir es. Es ist ja nicht mein Angestellter und ich wäre nur einer von (hoffentlich vielen) potentiellen Kunden gewesen. Das Unternehmen an und für sich kann ja nichts dafür, wenn der Marketingleiter charakterlich (und wohl auch zwischenmenschlich) etwas hinten nach hinkt. 

Also, wieder auf Anfang mit meiner Frage, was LinkedIn schlussendlich bringt? 

Bisher nicht viel. Ausser vielleicht ein innerer Monk der ab und zu durchdreht, weil fast alle verstummt sind? Ich bin niemand der polarisiert. Ich mag das Bodenständige. Ich bin Altmodisch. Ich bin gerne freundlich. Ich mag den Austausch. Gehöre ich überhaupt auf LinkedIn? Oder ist LinkedIn da, um mal einfach zu schauen, was bei den Mitbewerbern so läuft? Also, ich beobachte weiterhin die stummen Menschen und bleibe bei meiner Art. Ich behalte aber im Hinterkopf, dass ich noch nie so viele stumme Menschen wie auf LinkedIn angetroffen habe und werde mir vielleicht das ein, - oder andere Begrüssungsmail verkneifen. Du kannst es Dir denken; LinkedIn ist also (noch) nicht meine Business-Plattform Nr. 1. Weil für mich Business halt immer noch mit Kommunikation und nicht mit Schweigen verbunden ist. Ohne Kommunikation - kein Business.


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