Wenn die Gallenblase zum Feind wird.. [Erfahrungsbericht]

Im letzten Jahr war es auf allen meinen Blogs eher still, was sich in diesem Jahr unbedingt wieder ändern soll. Natürlich in der Hoffnung, dass ich das auch schaffe und 2024 nicht so ein extrem turbulentes Jahr, wie 2023 wird. Auch mit Gesundheit war ich nicht gerade gesegnet. Ob es an der zweiten Schwangerschaft lag, oder nicht, - wer mir auf Instagram folgt, hat sicherlich mitbekommen, dass ich zum 2. Mal Mama wurde, - sei dahingestellt. Wie der Titel schon verrät wurde die Gallenblase und deren Inhalt jedoch zu meinem grössten Feind im Körper und da ich weiss, dass viele andere auch von solchen Problemen gequält werden, empfand ich es als sinnvoll hier einen Erfahrungsbericht zu veröffentlichen. 


Bild kleine Gallensteine

Was etwa im 3. Schwangerschaftsmonat angefangen hat, habe ich Anfangs als Muskelschmerzen, oder einen eingeklemmten Nerv im Rechten Schulterblatt abgetan. Die Schmerzen kamen immer Abends, oder Nachts und waren dann am nächsten Morgen wieder weg. Ich dachte mir Anfangs tatsächlich noch nichts dabei, auch wenn die Schmerzen extrem quälend waren. Die darauf folgenden Schwangerschaftsmonate hatte ich dann bis auf zwei, drei Mal wirklich Ruhe, wobei ich aber auch sehr viel Stress hatte und dazu immer wieder vor schier unlösbaren Problemen stand, somit vielleicht auch den ein, oder anderen "Anfall" verdrängte. Man sagt zwar, das eine hätte nichts mit dem anderen zu tun, - aber im Endspurt der Schwangerschaft, kurz vor dem offiziellen Entbindungstermin wurde eine Schwangerschaftscholestase diagnostiziert und es musste frühzeitig eingeleitet werden. (Auch so eine Cholestaste hat in dem Sinne ja etwas mit der Gallenblase zu tun.) Knapp einen Monat nach der Geburt ging es dann aber richtig ab mit den Schmerzen und durch einen Tipp meiner Schwester und Doktor Google, kam ich dem tatsächlichen Problem auf die Spur. Das war nämlich kein eingeklemmter Nerv. Wie ich feststellte, waren das, was ich immer wieder hatte ziemlich sicher Gallenkoliken. Super. Und nun? Die Schlimmste aller Koliken dauerte dann, - ich vergesse diesen Tag nie wieder, über 18 Stunden, - die Schmerzen, schlimmer als Wehen, nahmen auch nach einem Cocktail an Buscopan und Ibubrofen nicht ab. Heftig. Und tatsächlich hätte ich lieber 10 Kinder zur Welt gebracht, als noch einmal so eine Kolik zu haben. Das ist kein Witz, denn so eine Gallenkolik ist eine Qual.

Kurz zur Erklärung; Eine Gallenkolik tritt auf, wenn sich die Gallenblase krampfartig zusammenzieht oder blockiert ist, was zu starken, oft sehr schmerzhaften Symptomen führt. Die Gallenblase ist ein kleines Organ unter der Leber, das Gallenflüssigkeit speichert und bei Bedarf in den Dünndarm abgibt, um die Verdauung von Fetten zu unterstützen. Die häufigsten Ursachen für eine Gallenkolik sind Gallensteine, die sich in der Gallenblase bilden können. Gallensteine bestehen aus Cholesterin oder Bilirubin, und wenn sie sich bewegen oder den Gallengang blockieren, kann dies zu einer Kolik führen.

Genauer, ein plötzlicher, intensiver Schmerz im rechten oberen Quadranten des Bauches, von der Lage her unter dem rechten Rippenbogen. Der Schmerz kann sich bis in den Rücken oder die rechte Schulter, oder in den Arm erstrecken und steigert sich von der Intensität her von Zeit zu Zeit. Nach meinem Empfinden jeweils rasant, so, dass es gar nicht anders geht, als dann unter Schmerzen sehnsüchtig zu warten bis ein Schmerzmittel wirkt. Teilweise kommt eine starke Übelkeit und ein Völlegefühl hinzu, was bei mir dazu führte, dass ich mich irgendwann praktisch bei jeder Kolik übergeben musste. Blähungen und Aufstossen sind weitere Symptome, wobei ich persönlich in diesem Fall davon ausgehen konnte, dass ich keine Kolik bekam, solange ich Blähungen hatte. Absolut strange, i know. Auch wenn überall im Internet steht, dass so eine Kolik höchstens 12 Stunden andauert; Stimmt so nicht ganz! Aus eigener Erfahrung weiss ich, dass es weitaus länger andauern kann. In einigen Fällen kann eine Gallenkolik übrigens sogar dazu führen, dass Gallensteine den Gallengang blockieren und Gelbsucht verursachen, was zu gelb gefärbter Haut und Augen führen kann. Wichtig zu beachten ist, dass eine Gallenkolik grundsätzlich doch ein medizinischer Notfall ist und ärztliche Hilfe erforderlich macht. Die Diagnose erfolgt dann normalerweise durch eine Kombination von Symptomen, körperlicher Untersuchung und Bildgebung, wie zum Beispiel durch einen Ultraschall des Bauchraums. 

Tatsächlich habe ich mich sehr lange gesträubt, meine Hausärztin aufzusuchen, denn wie das halt so ist, als Mama wollte ich nicht von unseren Kindern und schon gar nicht von unserem Neugeborenen getrennt sein. Und dann waren ja auch noch die Aufträge, welche wir zuerst erledigen mussten, denn wenn ich ins Spital muss, muss Herr Johann ja zu den Kiddies schauen. Da die Koliken auch immer wieder verschwunden sind, dachte ich mir dann, dass ich die Ernährung weiter anpasse, auf noch mehr verzichte und so eine Kolik wieder vermeiden kann. Die Realität sah natürlich anders aus. Bei jeder Kolik habe ich dann vor lauter Schmerzen geschrien und geflucht wie ein Rohrspatz. Lange Zeit habe ich mir aber, - das muss ich mir selbst eingestehen, die Situation schöngeredet und mich damit selbst gequält. Selbstkasteiung. Aber ebe, das Geld wächst dann halt auch nicht auf den Bäumen und heutzutage kann man nicht mehr von allen Kunden auf Verständnis hoffen. Das beste Beispiel war die Kundin, die mich während der Geburt noch belästigte und dann tatsächlich meinte 1 Tag nach der Geburt stehe mein Mann wieder auf der Baustelle.. Aber das ist ein anderes Thema. 

Die definitive Diagnose bekam ich übrigens, als die "Kolik" über eine Woche anhielt, ich vor lauter Schmerzen notfallmässig ins LUKS ging und ein CT gemacht wurde. Insgeheim wusste ich ja schon in welche Richtung es geht, auch wenn zuerst das Herz abgecheckt wurde, weil die Symptome offenbar sehr identisch sein können. Sind wir ehrlich, im ersten Moment war ich doch schockiert und hatte tatsächlich so etwas von Schiss, dass meine Pumpe in Mitleidenschaft gezogen wurde. Schliesslich haben viele, die ständig unter Stress stehen Herzprobleme und vom ersten Gedanken her, wäre es schon nicht ganz abwegig gewesen.  Aber Glück im Unglück, waren die anhaltenden Schmerzen einfach zu einer Entzündung geworden und hielten dann nach dem Ausflug in den Notfall noch über eine weitere Woche an. Auch die Blutwerte, inklusive der Leberwerte waren zu diesem Zeitpunkt besorgniserregend. Entzündungshemmende Medikamente sei dank, verpuffte der Schmerz plötzlich wieder wie von Zauberhand, kam dann aber kurzzeitig doch immer wieder für mehrere Tage. Das Schicksal meinte es jedoch gut mit mir und ich kam einigermassen damit zurecht, so, dass ich die Zeit, bis zum OP-Termin noch gut überbrücken konnte und nicht notfallmässig operiert werden musste. Im Nachhinein habe ich keine Ahnung wie ich es in dieser Zeit geschafft habe, Kinder, Haushalt und Arbeit mit diesen Schmerzen unter einen Hut zu bringen. Ich habe mir eine Schmerzpille nach der anderen eingeworfen und wohl einfach funktioniert.

Die Gallenblase war also ganze 4 Monate der Feind in meinem Körper, machte mir mein Leben zur Hölle und hatte mich im Griff. Ich habe mich kaum noch getraut, etwas zu essen, weil ich hinter jedem Nahrungsmittel den Auslöser für eine Kolik befürchtete und so weit hergeholt war das ja auch nicht. Einen Tee - zack, eine Kolik ausgelöst. Hackfleisch - zack, Schmerzen ohne Ende, ein Schluck Bier - zack, wieder eine Kolik.. ein Stück Steak... usw. in Endlosschleife. Am Ende habe ich überwiegend nur noch griechischen Joghurt, Gummibärli und Früchte gegessen, weil ich wusste damit bin ich safe. Nicht, dass es geschadet hätte, natürlich habe ich noch genug Reserven.. :p aber solche Koliken sind mental ebenso extrem anstrengend wie körperlich, was man sich schlecht vorstellen kann, wenn man so etwas noch nie erlebt hat. 

Da in meinem Fall ja wiederholte Gallenkoliken auftraten und Komplikationen wie Entzündungen oder Infektionen entstanden, war von vornerein klar, dass die Gallenblase entfernt werden musste. Meine Not-Behandlung umfasste in erster Linie vorübergehend bis zur OP ganz klassisch eine Schmerzlinderung in Form einer medikamentösen Therapie, denn 1. mussten sich die Blutwerte für eine OP wieder normalisieren und 2. musste ich Zeit haben. In meinem Medikamentenplan waren 6 verschiedene Medikamente berücksichtigt, welche mir im Falle einer Kolik gegen die schlimmsten Schmerzen helfen sollten. Schlicht und einfach war das ein, oder andere Medikament unwirksam bei solch starken Schmerzen und manchmal half auch gar nichts. Letzteres war jedoch zum Glück selten. Und sind wir ehrlich, für den schlimmsten Albtraum an Kolik, war ich doch ganz froh zu wissen, noch ein-zwei Kapseln Tramadol in meiner Hausapotheke zu haben, welche dann aber glücklicherweise nicht zum Einsatz kamen. Was ich aber leider feststellen musste, war, dass mein Körper mit der Dauereinnahme von diesen vielen Medis ganz schön Mühe hatte und ich mich am Morgen jeweils fühlte, als hätte ich die Nacht durchgesoffen. Anders kann ich es nicht beschreiben. Im Nachhinein möchte ich mich nie wieder dauerhaft mit Medikamenten vollstopfen müssen. 

Den Eingriff selbst habe ich gut überstanden. Ich bin mittlerweile echt froh, dass die Gallenblase entfernt wurde und ich in dem Sinne nicht mehr leiden muss. Auf dem Titelbild kann man deutlich sehen, dass es sich in meiner Gallenblase nicht um ein, zwei grosse Steine, sondern ganz viele kleine handelte. Ein regelrechtes Splittbett, was gemäss der betreuenden Ärztin schlimmer sein soll, als die Grossen. Mitunter auch, weil die Gefahr besteht, dass man z.B. in den Gallengängen, welche im Körper verbleiben, nicht alle Steinchen entfernen kann und dann wieder mit Koliken zu kämpfen hätte. Etwas über 6 Wochen nach der OP bin ich jedoch immer noch nicht ganz fit, was wohl aber daran liegen könnte, dass ich vor der OP schon sehr ausgelaugt und erschöpft war, denn 2023 war sehr kräftezehrend. Direkt nach der OP holte ich mir dann auch noch eine Grippe, dann einen Infekt bei der Narbe am Bauchnabel und das war für den Körper in dieser Situation ganz schön anstrengend, wie meine Hausärztin meinte. Wie man sich denken kann, war schonen ja auch nicht so wirklich möglich. Somit werde ich dem ganzen wohl noch etwas mehr Zeit geben müssen, bis ich wieder in Höchstform bin. Lange Rede - kurzer Sinn: Wenn dich die Gallenblase auch quält, denk daran; es kann irgendwann auch zu einer lebensbedrohlichen Situation werden. Ausserdem ist es doch ganz schön viel Lebensqualität, welche verloren geht, wenn man sich einschränken muss und immer wieder solche Horror-Schmerzen erleidet. Also, ab zum Arzt und lass es untersuchen, denn wenn Du auch schon ein Kind zur Welt gebracht hast und die Schmerzen 1:1 vergleichen kannst, musst Du mir recht geben; etwas was mehr weh tut, als eine Geburt, gehört definitiv verboten. 

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