Corona-Virus: Brennpunkt Baustelle

Ja, die Lage ist derzeit kritisch und ernst zu nehmen. Viele gehen noch zu leger mit der aktuellen Situation um. Nicht nur Jugendliche lungern gruppenweise herum, oder nicht nur die Rentner machen Ausflüge, - auch die UNIA war unterwegs. Auf den Baustellen. Ich glaube, die meisten von uns haben den Artikel und die Fotos von der UNIA in unseren bekannten Tageszeitungen gesehen. Inklusive Firmen-Logos, damit wir wissen, um welche Firmen es sich handelt. Die Situation auf den besuchten Baustellen ist für die UNIA ein gefundenes Fressen. 20 Mann, dicht aneinander gedrängt in einer Baragge, nicht gereinigte und dem Personal entsprechend zu wenige Baustellen-WC's. Kein Desinfektionsmittel. Natürlich weiss ich selbst auch, dass diese Baustellen-WC's auf vielen Grossbaustellen seit Jahren so aussehen und, dass sich jeder in den Pausen in die Baragge pfercht. Auch, dass auf vielen Baustellen eher zu wenig WC's vorhanden sind. (Typische Sparmassnahmen!) Aber, diese Zustände sind noch lange nicht auf jeder Baustelle anzutreffen, denn es gibt Baumeister die achten auf Abstand, Hygiene und genügend WC's. Auch wenn uns die UNIA nun ein ganz anderes Bild vermitteln will. 




Die Situation derzeit ist folgende: Der Eine gibt dem Baumeister die Schuld, der Andere dem Bauführer, oder dem Polier und der Nächste den Auftraggebern. Nein meine Herren (und Damen)! So geht das nicht! Wir alle stehen in der Pflicht. Vom Baumeister, über den Auftraggeber, bis zum Handlanger müssen jetzt ALLE mitdenken! Weshalb sitzen in der Pause 20 Mann in einer Baragge? Und das bei milden 17 Grad und Sonnenschein! Das zeigt doch, dass das Mitdenken und Massnahmen umsetzen teilweise wohl doch zu viel verlangt ist. Es muss mir also niemand erzählen, dass Masnahmen auf der Baustelle nicht umsetzbar sind! Weder ein Baumeister, noch ein Handlanger! Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg! Einige Baumeister (und Auftraggeber) sollten sich nun die Frage stellen, was besser ist: Ist es besser, wenn alle Baustellen still stehen und gar nichts mehr geht? Oder ist es besser entsprechende Massnahmen, - die zwar kosten zu treffen, aber dafür die Aufträge die noch laufen, ausführen zu können? Ich persönlich bin ganz klar für Letzteres. 

Was ist also zu tun? Verhandeln, schlimmstenfalls weniger Gewinn in Kauf nehmen, Handeln. Punkt. Natürlich kann sich jetzt Jeder und Jede Fragen, auf welcher Seite ich eigentlich stehe. Geldgier und "DB+++-Geilheit" sind aber gerade jetzt in dem Moment nicht angebracht! Es soll sich niemand angegriffen fühlen, aber ich persönlich weiss nach all den Jahren mittlerweile, wie der ein oder andere Baumeister, oder Generalunternehmer teilweise tickt! Mir ist aber auch bewusst, dass es sehr wohl Unternehmer gibt, die dem Personal die Möglichkeit geben, die Massnahmen umzusetzen, sich das Personal selbst aber nicht daran hält, oder sich nicht verpflichtet fühlt etwas zu ändern. Sobald der Chef der Baustelle den Rücken zukehrt, tanzen die Mäuse... Deshalb gilt für alle Social Distancing und Hygiene-Massnahmen einhalten. Es gibt genug Möglichkeiten! Statt unter den Online-Artikeln der Tageszeitungen Kommentare wie; "Es ist schlicht unmöglich die Massnahmen auf der Baustelle einzuhalten!" zu verfassen, sollte sich jeder; bis zum hinterletzten Bauarbeiter mal an der Nase nehmen und überlegen, was er selbst tun kann, um mitzuwirken. Denn vieles hat nämlich mit Eigenverantwortung zu tun. Die Unternehmer selbst, wie die Auftraggeber, welche noch nichts unternommen haben, damit die Massnahmen umgesetzt werden können, müssen aber nun ebenso zwingend tätig werden, denn wenn man aktiv Lösungen sucht, dann findet man die in solchen Situationen auch. 

1.) Wo möglich die Installationsplätze erweitern, oder allenfalls auf dem Gelände / Nachbarsgelände verteilen. Es müssen mehr Baraggen auf die Baustellen. Zur Not, gerade jetzt wo es milder ist, erfüllen auch Zelte Ihren Zweck. Diese kann man im schlimmsten Fall übrigens seitlich schliessen und auch mit elektrischen Standheizern beheizen. Das kostet, mir ist das bewusst, aber generiert mehr Sitzmöglichkeiten und somit mehr Abstand. Bei schönem Wetter müssen aber auch NICHT alle in der Baragge sitzen! Die Arbeiter sollen sich draussen verteilen. Nicht jeder muss seinen Baustellen-Kaffee gleichzeitig bekommen. Gestaffelte Pausen sind ebenso möglich zu organisieren. 

2.) Mehr Firmenwagen zur Verfügung stellen, oder die Angestellten notfalls selber anreisen lassen. Die Leute direkt auf die Baustelle schicken. Nicht alle müssen morgens um 6 gleichzeitig im Werkhof stehen. Und auch im Werkhof so organisieren, dass nicht 80 Leute auf einmal ein Pack Nägel, ein Schachtfutter, oder was auch immer abholen müssen. 

3.) Seid nicht zu geizig bei den WC-Anlagen! Betreffend diesem Punkt in erster Linie mit dem Auftraggeber reden. Zudem kann man eventuell in der aktuellen Lage noch Preise verhandeln, sofern man die WC-Anlagen extern beschaffen muss, weil es nun mehr braucht. Wir sind alle Menschen, auch Lieferanten. Für die, die intern genügend WC-Anlagen haben, sollte das Aufstocken noch weniger Probleme darstellen. Die Baustellen-WC's mehrmals in der Woche reinigen / desinfizieren und nicht wie bisher (wenn überhaupt) alle 2 Wochen! Denn, wenn wir in unserem kleinen Betrieb auch ausserhalb der Corona-Zeiten die WC's auf den Baustellen regelmässiger reinigen können, falls der Bedarf da ist, dann ist das in jedem anderen Betrieb auch möglich! Und wenn wir schon beim Thema WC sind, denn es brennt mir schon lange auf der Seele: Die Herren ermahnen, die WC's gefälligst sauber zu hinterlassen. Ich weiss, dass es Herren auf dem Bau gibt, die richtige, Sorry, aber anders kann ich es nicht ausdrücken, Schweine sind, wenn es um den Gang auf die Toilette geht. Zuhause geht es schliesslich auch mit der Sauberkeit, warum dann nicht auf dem Bau-WC?

4.) Zu einem WC gehört Wasser und Seife zum Händewaschen. Wenn kein Wasseranschluss vorhanden ist: für etwas gibt es 1000 Liter Tanks aus Kunststoff. Auch Desinfektionsmittel, Sprays, oder Tücher müssen zur Verfügung gestellt werden. Auf den WC's und in der Baragge. Und am besten wäre es, wenn jeder Angestellte zusätzlich sein eigenes Desinfektionsmittel in der Hosentasche hat. Es gibt Firmen die haben noch genug Desinfektionsmittel zum Verkauf! Die Angestellten darauf trimmen, dass Desinfektionsmittel auch (richtig) benutzt werden, denn Desinfektionsmittel bringen nichts, wenn man diese nur anschaut, oder falsch anwendet! 

5.) Die Leute auf der Baustelle von Anfang an verteilen! Im Strassenbau hat jeder sein Platz, - vom Einbaumaschinist, bis zum Walzenführer. Im Tiefbau müssen nicht 4 Mann nebeneinander vor einem Graben stehen und dem Maschinist zuschauen. (Sehe ich immer wieder!) Das gleiche beim Schalunsgelemente versetzen, auch wenn es umständlich ist und dies eigentlich Arbeit für 3 Mann ist, beim Mauern, beim Armieren. Es geht nun alles ein bisschen langsmer, aber Sicherheit geht immer vor, auch ohne Corona-Virus übrigens!Es müssen auch nicht 5 Leute gleichzeitig auf einen Plan starren. Man kann auch distanziert miteinander reden und Anweisungen geben, ohne dass man gleich schreien muss! 

6.) Wenn es wirklich nicht anders geht und es das Bauprogramm / der Auftraggeber zulässt, als letzter Schritt: Personal auf den Baustellen reduzieren und reduziert arbeiten. Oft wird auf den Baustellen eh zu viel Personal eingesetzt. Aber auf diesen Punkt werde ich jetzt nicht genau eingehen, sonst bin ich morgen noch dran! 

Wie erwähnt sind das nur Beispiele, um die wichtigsten Massnahmen einzuhalten! In solchen Zeiten wird etwas Kreativität und Organisationstalent benötigt. Es sind aber auch Autoritätspersonen gefragt, die schauen, dass die Massnahmen von Jedem und Jeder auf den Baustellen eingehalten werden. Ich bin jetzt vielleicht etwas streng, aber wer sich nicht integrieren, nicht mitdenken und nicht an die Massnahmen halten will, gehört nicht auf die Baustelle, oder auf die Arbeit! Unternehmer die sich nicht daran halten und den Aufwand nicht in Kauf nehmen wollen, sollen Ihre Baustellen von selbst schliessen. Denn es ist nicht fair, wenn die Unternehmen, die sich daran halten schlussendlich auch in Mitleidenschaft gezogen werden und nicht mehr arbeiten dürfen! In den Kantonen Genf und Waadt werden schon alle Baustellen geschlossen! Also liebe Geschäftsinhaber, Bauarbeiter, Maurer, Maschinisten, Strassenbauer, Tiefbauer, Gartenbauer, Poliere, Bauführer, Auftraggeber, Arbeiter aus dem Baunebengewerbe und wer sonst noch alles mit der Baustelle zu tun hat, oder dort anzutreffen ist: haltet Euch an die Regeln! 

PS: Und wer nicht raus muss, soll drinnen bleiben: Liebe UNIA; es ist jetzt nicht der Richtige Zeitpunkt Ausflüge auf die Baustellen zu machen, munter Bildchen zu schiessen und die Baubranche mit Hilfe der Medien aufzuhetzen, oder schlecht darzustellen! Wenn Ihr die Baustellen-Ausflüge nicht sein lassen könnt, wäre Aufklärungsarbeit sinnvoller! Unterstützt die Leute auf den Baustellen lieber mit Tipps und zeigt Möglichkeiten auf, wie einfache Massnahmen, die auch schon etwas bringen, umgesetzt werden können, - denn wenn ich die Fotos so anschaue, habt Ihr Euch übrigens selber nicht ans Social Distancing gehalten! Liebe Rentner; es ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt zu leben als wäre nichts, nur weil Ihr die Mund-und-Klauenseuche oder den Krieg überlebt habt! Schaut TV, hört Radio, strickt, oder löst Kreuzworträtsel! Liebe Jugendlichen; es ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt Partys zu feiern, oder massenweise draussen rumzulungern. Beschäftigt Euch gefälligst anders, denn es gibt auch für Euch genug Möglichkeiten! Und wenn Ihr unbedingt Party machen wollt: Saufen kann man schlimmstenfalls auch alleine! 

In diesem Sinne: Schützt Euch und bleibt alle gesund! 


Edit: 2 Tage nachdem ich diesen Artikel verfasst habe, hat die SUVA eine Checkliste herausgegeben, die die meisten Punkte wiedergibt. 

2 Kommentare:

  1. Ihre Ansätze sind gut. So wie sie dass beschreiben währen die Massnahmen umsetzbar, wenn alle mitmachen. Auch wenn viele sagen dass geht gar nicht. Bei uns wird auf der Baustelle auch gerade viel gemacht und das finde ich gut.

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  2. Ich bin auf der Baustelle mit vielen Leuten und wir haben letzte Woche schon abwechselnd Pausen gemacht. Haben auch Desinfektionsmittel und Sprays für die Wc. Und machen vieles. Die Chefs wollten es so und die Poliere schauen gut, wir machen alle mit. Ich habe von der Unia die Bilder gesehen und bei uns sieht es nie mals so aus.

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